GELÖSCHTE SZENE

FREDERICK

Diese Szene spielt am Morgen nachdem sich Leo & Guillaume kennengelernt haben. Leo ist bereits auf dem Weg nach Terengien und Guillaume schläft noch in Leos Hotelzimmer.

Guillaume

Ein paar Stunden später werde ich von einem Klopfen an der Tür sowie dem fröhlichen Ruf: „Roomservice“ geweckt. Wenige Sekunden später betritt ein gutaussehender, dunkelhäutiger Mann, der mindestens zehn Jahre älter als ich zu sein scheint den Raum. Sein Gesicht strahlt von einem Lächeln.

„Herr Guillaume, nehme ich an?“ Sein Lächeln wird noch breiter. „Mein Name ist Frederick und ich bin Concierge in diesem Hotel. Seine Königliche Hoheit hat mich gebeten, Ihnen heute in der Früh behilflich zu sein und Ihnen ein Frühstück zu bringen.“

Mein Blick fällt auf den Trolley neben dem Eingang, von dem ein unglaublich köstlicher Duft ausgeht.

„Darf ich Ihnen zuerst aufhelfen, bevor ich das Frühstück serviere?“, fragt er.

Ich bin auf der einen Seite gerührt, wie sich Leo darum gekümmert hat, dass ich in der Früh alles habe, was ich brauche. Auf der anderen Seite aber bin ich auch peinlich berührt. Ich brauche wohl einen Moment zu lange, um zu antworten, denn der Concierge hat die kurze Distanz zu meinem Ruheplatz schon überwunden und beugt sich nach unten, um mir aufzuhelfen.

Auf meinen wohl erstaunten Blick lacht er und erklärt: „Ich habe die Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht, bevor ich in die Hotelbranche gewechselt bin. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie nützlich dieses Wissen in einem Hotelbetrieb ist.“

Ich bin immer noch viel zu überrascht, um einen Ton herauszubringen.

„Das näheste Badezimmer ist das, das an dieses Schlafzimmer angeschlossen ist,“ fährt der Mann auf Leos Zimmer deutend, fort. „Ich habe für Sie auch eine Zahnbürste und Zahnpasta mit dabei. Soll ich Ihnen auf dem Weg ins Badezimmer helfen?“

Jetzt finde ich endlich meine Stimme wieder: „Nein, aber vielen Dank!“

Er lächelt und zwinkert mir zu. Ich bekomme den Eindruck, dass dieser Mann der tausend Ressourcen eine wahre Frohnatur ist. Er geht voran während ich mit meinen Krücken hinterherhinke. Dann legt er – wie angekündigt – Toilettensachen für mich bereit und zaubert sogar von irgendwoher einen Duschsessel, sodass ich mich frisch machen kann, ohne in der Dusche stehen zu müssen.

Er dreht sich zu mir, um das Badezimmer zu verlassen.

„Ich richte dann das Frühstück für Sie her. Gehe ich recht in der Annahme, dass der Esstisch für Sie dafür am besten wäre oder soll ich es auf dem Couchtisch anrichten?“

„Nein, der Esstisch wäre perfekt, vielen Dank“, antworte ich erleichtert. Es ist so angenehmen, wenn man von Leuten umgeben ist, die eine Ahnung von den Bedürfnissen von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen haben, und man nicht alles jedes Mal von vorne erklären muss.

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“

Seufzend gestehe ich mir ein, dass ich heute wohl einen sehr schlechten Tag habe, zumindest was mein Bein betrifft. Ansonsten reite ich immer noch das Hoch der letzten, wunderbaren Nacht mit dem unglaublichen Mann – auch wenn außer supertollen Gesprächen gar nichts passiert ist.

Ich zwinge mich ins hier und jetzt zurückzukommen und wende mich dem fröhlichen Hotelangestellten neben mir zu.

„Dürfte ich Sie um einen riesengroßen Gefallen bitten?“

„Aber natürlich!“, antwortet er, ohne zu zögern. „Das ist doch der Job eines Concierge“, fügt er mit einem Zwinkern hinzu.

Irgendwie kann man in seiner Gegenwart gar nicht schlecht gelaunt sein. Lächelnd krame ich meinen Autoschlüssel aus meiner Hosentasche.

„Mein Auto parkt auf dem Behindertenparkplatz direkt vor Ihrem Hotel. Im Kofferraum ist ein Rollstuhl, könnten Sie mir den bringen?“, frage ich und habe trotz allem das Gefühl, dass ich mich erklären sollte. „Nach dem vielen Stehen auf dem Ball gestern fürchte ich, dass für mein Bein heute selbst dieser kurze Weg zu viel sein könnte.“

Immer noch lächelnd nimmt mir der Concierge den Autoschlüssel ab – so als ob es die normalste Sache der Welt wäre, für einen Gast einen Rollstuhl aus seinem Auto zu holen – und was weiß ich, vielleicht ist es das auch.

„Gar kein Problem,“ erklärt er. „Ich richte das Frühstück her und mach mich dann auf zur Rollstuhl-Besorgungsaktion.“

Jetzt muss ich lachen. Ich glaube, ich lag mit meiner ersten Einschätzung genau richtig. Dieser Mann eine wahre Frohnatur.

„Vielen Dank!“

„Jederzeit“, meint er, während er die Badezimmertür hinter sich schließt und mich mir selbst überlässt.

Als ich eine Weile später das Badezimmer verlasse, finde ich direkt davor meinen Rollstuhl. Mit einem Seufzen, das eine Mischung aus gequältem Aufgeben und Erleichterung ist, lasse ich mich vorsichtig in ihn sinken. Die Krücken lasse ich, wo sie sind: am Boden. Ich werde sie holen, bevor ich gehe.

Ich rolle hinaus ins Wohnzimmer. Der ganze Weg ist freigeräumt und mit dem Rollstuhl leicht passierbar. Auf dem Tisch, bei einem Platz ohne Sessel, steht mein Frühstück bereit. Ich schicke ein großes Danke an wem auch immer, der mir gerade heute diesen Concierge geschickt hat.

Als ich die Hauben von den verschiedenen Tellern hochhebe, strömt mir ein herrlicher Duft entgegen. Schnell nehme ich mein Handy zur Hand, schieße ein Foto und schick es an Leo mit einem Danke und einem Smiley als Bildunterschrift und fange hungrig an, zu essen.

Leo

Ich trete gerade durch die Tür zu meinen Privaträumen im königlichen Palast, als mein Handy piepst. Ich nehme es aus der Tasche und sehe eine Nachricht von Guillaume. Sofort schlägt mein Herz vor Freude schneller. Auf dem Foto ist ein üppiges Frühstück zu sehen. Ich muss lächeln.

Da würde ich jetzt gerne mit dir zusammen reinhauen 😉

Antworte ich ihm sofort.

Guillaume schickt mir daraufhin ein Bild von sich mit Hamsterbacken. Ich muss laut lachen. Noch bevor ich antworten kann, erscheinen die berühmten drei Punkte, die anzeigen, dass er mir eine weitere Nachricht schreibt. Ich warte ungeduldig.

Danke übrigens auch, dass du mir den Concierge als Hilfe geschickt hast! Wusstest du, dass er ausgebildeter Krankenpfleger ist 😲

Da muss ich gleich wieder lachen.

Ah, hat er sich dir also als Concierge vorgestellt… Hat er bei mir auch ursprünglich versucht 😉 Ich kenne Frederick schon lange. Seiner Familie gehört das Hotel. In seiner rebellischen Phase hat er sich zum Krankenpfleger ausbilden lassen. Ich finde nach wie vor, dass der Job gut zu ihm gepasst hätte.

Guillaumes Reaktion ist prompt:

😲😲😲

und dann noch:

…und ich schick ihn dann auch noch zu meinem Auto, um etwas zu holen 🙈

Ich bin mir sicher, er hat es gerne getan. Meiner Erfahrung nach macht Fred nur das, was er gerne tut.